MoneyCoronaimpfung: Welche Kosten fallen an und wer bezahlt?

Coronaimpfung: Welche Kosten fallen an und wer bezahlt?

Staffel 2021 – Folge 4
Seit Anfang Jahr wird in der Schweiz gegen Corona geimpft. Und dieser kostet Geld. Viel Geld, obwohl er für die Bevölkerung gratis ist. Wer bezahlt diese Impfung? Comparis-Experte Felix Schneuwly klärt auf.
Erstausstrahlung:

Corona-Impfstoff: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Covid-19 ist die Krankheit, die vom Erreger Sars-CoV-2 ausgelöst wird. Geimpft wird genau genommen gegen das Virus, nicht gegen die Krankheit. Swissmedic hat am 19. Dezember den Impfstoff von Biontech/Pfizer zugelassen. Der Bund hat von diesem Impfstoff 3 Millionen Dosen vorbestellt. Allerdings kann der Hersteller in einer ersten Charge nur rund 100’000 Dosen liefern. Einige Kantone haben am 23. Dezember mit Impfungen begonnen. Schweizweit sind die Impfungen ab dem 4. Januar 2021 gestartet.

Geimpft werden können laut Impfempfehlung des Bundes alle Personen ab 16 Jahren. Damit der Impfstoff optimal wirkt, sind pro Person zwei Impfdosen notwendig, die im Abstand von drei Wochen verabreicht werden sollten. Die Schutzwirkung beträgt laut Swissmedic bei Erwachsenen sieben Tage nach Erhalt der zweiten Dosis etwa 90 Prozent. Das bedeutet, dass 9 von 10 geimpften Personen einen Monat nach Impfbeginn keine schweren Symptome entwickeln.

Was ist der aktuelle Stand der Forschung bei der Sars-CoV-2-Impfung?

Laut WHO befinden sich 236 Impfstoffkandidaten in der Entwicklung. Die meisten dieser Impfstoffkandidaten befinden sich noch in der präklinischen Entwicklungsphase. Mittlerweile werden aber auch schon 63 Impfstoffkandidaten in klinischen Studien an Menschen untersucht (Stand 26. Januar 2021).

Biontech/Pfizer

Am 9. November haben das deutsche Unternehmen Biontech und Partner Pfizer bekannt gegeben, dass ihr Vakzin eine Erfolgsrate von 90 Prozent hat. Der Impfstoff ist in den letzten Wochen in einer Blindstudie an rund 43’500 Menschen abgegeben worden. Die Hälfte davon hat ein Placebo erhalten. In der Testgruppe sind 94 Menschen an Covid-19 erkrankt, die meisten davon in der Placebogruppe, wie dem Studienprotokoll entnommen werden kann. Beim Impfstoff BNT162b2 handelt es sich um einen RNA-Impfstoff (siehe unten). Dieser muss bei minus 70 Grad Celsius gelagert werden. Das stellt sehr hohe Anforderungen an die Lieferkette. Die Schweizer Arzneimittelbehörde Swissmedic hat für den Impfstoff am 19. Dezember die Zulassung erteilt. Der Impfstoff wird von der Armeeapotheke gelagert und an die Kantone verteilt. Eine Impfdosis kostet rund 20 Dollar.

Moderna

Am 16. November hat die Firma Moderna die vorläufigen Ergebnisse ihres Wirkstoffs mRNA-1273 veröffentlicht, der eine Erfolgsrate von 94,5 Prozent hat. Die Testgruppe bei diesem Vakzin umfasst 30’000 Personen. Auch hier hat die Hälfte der Freiwilligen ein Placebo erhalten. 95 Teilnehmer erkrankten, davon nur 5 in der Gruppe, in der der Impfstoff verabreicht wurde. Swissmedic hat von Moderna am 13. November ein Gesuch um Zulassung erhalten. Die Schweiz hat sich von diesem Impfstoff 4,5 Millionen Dosen vertraglich reservieren lassen. Der Impfstoff kostet zwischen 15 und 25 Dollar pro Impfdosis. Er muss im Gegensatz zum Biontech-Vakzin zwar ebenfalls bei Minusgraden geliefert werden, ist danach aber einige Zeit bei Kühlschranktemperaturen haltbar. Am 8. Dezember hat das BAG bekannt gegeben, dass man sich zusätzliche 3 Millionen Dosen gesichert hat. Somit erhält die Schweiz insgesamt rund 7,5 Millionen Dosen.

Universität Oxford / AstraZeneca

Am 23. November hat mit dem britisch-schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca eine dritte Firma einen Impfstoff vorgestellt, von dem es Resultate aus klinischen Versuchen am Menschen gibt. Das Vakzin ChAdOx1 (auch: AZD1222) ist gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt worden. Es ist mit rund 70 Prozent Wirksamkeit weniger effektiv als die mRNA-Impfstoffe der Konkurrenten. Allerdings hat er auch entscheidende Vorteile: Die Kosten liegen bei nur 2.50 Dollar pro Dosis. Ausserdem ist der Impfstoff ohne aufwändige Kühlung haltbar, was ihn nochmals günstiger in der Handhabung macht. Ausserdem ist er für Länder mit weniger gut ausgebauter Infrastruktur oder sehr langen Transportwegen besser geeignet. Anfang Oktober hat AstraZeneca in der Schweiz ein Zulassungsgesuch eingereicht. Die Schweiz hat sich Mitte Oktober bis zu 5,3 Millionen Dosen vertraglich gesichert.

Janssen-Cilag

Die deutsche Firma Janssen-Cilag des Gesundheitskonzerns Johnson & Johnson hat bei Swissmedic als viertes Unternehmen ein Zulassungsgesuch eingereicht. Janssen hat den Antrag für den Vektor-basierten Impfstoff fast zeitgleich auch in Europa und Kanada gestellt. Der Impfstoffkandidat Ad26.COV2.S hat gegenüber den anderen Präparaten den Vorteil, dass eine einzelne Impfdosis möglicherweise bereits genügt. Bei den anderen Kandidaten müssen im Abstand von einigen Wochen zwei Dosen verabreicht werden. Zur Wirksamkeit hat Janssen-Cilag noch keine Daten veröffentlicht.

Einen guten Überblick bietet die Seite Infovac, wo der Forschungsstand gut dokumentiert ist.

Wie viel wird die Corona-Impfung kosten?

Der Bundesrat sieht keine Impfpflicht vor und hat entschieden, dass die Impfung von den Krankenkassen zulasten der Grundversicherung übernommen wird. Gemäss Epidemiengesetz werden die nicht von der Krankenversicherung gedeckten Kosten von Bund und Kantonen getragen. Die Impfungen werden also mit den Krankenkassenprämien und Steuern kollektiv finanziert.

Wie werden die Impfstoffe verteilt?

Die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) und das BAG haben die Impfstrategie für die Schweiz am 17. Dezember publiziert. Prioritär sollen besonders gefährdete Menschen geimpft werden, also ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen. Die geplante Reihenfolge zeigt sich wie folgt:

  1. Besonders gefährdete Personen (ohne Schwangere)
  2. Gesundheitspersonal mit Patientenkontakt und Betreuungspersonal von besonders gefährdeten Personen
  3. Enge Kontakte (Haushaltsmitglieder) von besonders gefährdeten Personen
  4. Personen in Gemeinschaftseinrichtungen mit erhöhtem Infektions- und Ausbruchsrisiko (z.B. Behindertenheime) und deren Personal
  5. Alle anderen Erwachsenen, die sich impfen lassen möchten

Das Hauptziel der Impfung gegen Covid-19 ist es, besonders gefährdete Personen zu schützen und damit schwere Krankheitsverläufe und Todesfälle zu reduzieren. So kann auch das Gesundheitssystem entlastet werden.

Gibt es bei Sars-CoV-2 Unterschiede zu bisherigen Impfungen?

Ganz klar ja. Von der Entwicklung bis zur Marktreife eines neuen Impfstoffs dauerte es rückblickend im Durchschnitt zehn bis zwanzig Jahre – manchmal noch länger. Bereits bei Ebola wurde angesichts der Aggressivität des Virus ein deutlich forscheres Tempo angeschlagen. Impfstoffe gegen Ebola gelangten in nur 18 Monaten zu den Ausbruchherden in Afrika.

Im Fall des neuen Coronavirus rechnen Experten mit einem ähnlichen Zeitrahmen. In einem sind sich die Experten einig: Schneller als in 12 Monaten geht es nicht, wenn die drei Phasen bis zur Zulassung seriös durchgeführt werden sollen. Ebenfalls neu bei der Impfung gegen Sars-CoV-2 ist, dass die neuartigen mRNA- und DNA-Impfstoffe entwickelt werden. Die Schweiz etwa hat sich beim US-Hersteller Moderna 4,5 Millionen Dosen eines solchen mRNA-Impfstoffs reserviert.

Kann man den so rasch entwickelten Corona-Impfstoffen vertrauen?

Bisher hat der 2019 in den USA zugelassene Ebola-Impfstoff mit einer Entwicklungszeit von rund vier Jahren den Weltrekord gehalten. Nach weniger als einem Jahr sind nun die ersten Corona-Impfstoffe zugelassen worden, ohne dass Swissmedic die Anforderungen an die Forschung und Zulassung gesenkt hat.

Erstens ist schon vor Corona an mRNA-Impfstoffen geforscht worden. Man hat also nicht bei Null begonnen. Zweitens ist die Forschung beschleunigt worden und viele Hersteller haben sich am Wettlauf mit der Zeit beteiligt, ohne die Anforderungen an Wirkung und Sicherheit zu senken. Die verschiedenen Studienphasen am Menschen sind zum Teil parallel durchgeführt worden. Weil weltweit viele Menschen mit dem Coronavirus infiziert werden, ist es für die Hersteller einfach gewesen, rasch mehr als genug Testpersonen zu finden.

Da Swissmedic das Zulassungsverfahren für Corona-Impfstoffe nicht verkürzt, sind diese so sicher wie andere Impfstoffe. Da unerwünschte Nebenwirkungen bei Impfstoffen sofort auftreten, sind negative Langzeitwirkungen nicht zu erwarten. Menschen, die auf bestimmte Hilfsstoffe allergisch reagieren, können Komplikationen bekommen. Das Risiko, durch verunreinigte Impfstoffe oder durch mangelnde Hygiene bei der Impfung die Gesundheit zu gefährden, ist angesichts der Sicherheitsstandards bei der Produktion, beim Transport und bei der Impfung sehr klein. Seit Dezember 2020 sind weltweit ein paar Millionen Menschen gegen Corona ohne grössere Zwischenfälle geimpft worden. Auch das spricht neben der strengen Zulassungsprüfung durch Swissmedic für die Corona-Impfstoffe.

Was sind die Nebenwirkungen der Impfung?

Die in der Phase 3 zehntausenden Menschen verabreichten Impfstoffe zeigten nur leichte Nebenwirkungen. Aus den Protokollen sind übliche Beschwerden wie bei einer Grippeimpfung zu erwarten: Übelkeit, Müdigkeit, Gelenkschmerzen und eine Rötung der Einstichstelle sind möglich. Gemäss der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA sind die Nebenwirkungen bei vielen Menschen vor allem nach der zweiten Dosis aufgetreten. In sehr wenigen Fällen ist es zu allergischen Reaktionen gekommen. In diesen Fällen ist auf die Abgabe der zweiten Dosis verzichtet worden.

Kann ich gezwungen werden, mich zu impfen?

Nein. Auch mit dem neuen Epidemiegesetz gibt es keine rechtliche Grundlage für einen Impfzwang. Bund und Kantone dürfen zwar Impfobligatorien bei erheblicher Gefahr für klar definierte Personengruppen aussprechen. Gemeint sind beispielsweise Kinder, ältere Menschen oder Mitarbeitende in Säuglingsstationen. Auch mit einem Impfobligatorium kann niemand zur Impfung gezwungen werden. Allerdings verschafft ein Obligatorium Arbeitgebern die rechtliche Basis für eine Kündigung, falls Mitarbeitendende sich nicht impfen lassen will.

Das derzeit im Parlament diskutierte Covid-19-Gesetz beschäftigt sich nicht mit dem Impfen, sondern will die Notrechtsmassnahmen des Bundesrates in ordentliches Recht überführen. Es beschäftigt sich weitestgehend mit wirtschaftlichen Fragen.

Kann ich mich mehrmals mit Corona anstecken?

Eine durchgemachte Infektion mit einem Erreger kann einen Immunschutz erzeugen, der ein Leben lang anhält. Bei manchen Krankheiten geht die Immunität nach einiger Zeit verloren. Das kann je nach Erreger und Stärke der Erkrankung Wochen, Monate, Jahre oder Jahrzehnte dauern.

Anhaltspunkte gibt das erste Sars-Virus, das im Jahr 2003 in Asien ausgebrochen ist. Dort konnten Forscher bei Menschen mit einer schweren Infektion die Immunität noch 12 Jahre später belegen. Andererseits wurden im Fall von Sars-CoV-2 bei einigen Menschen ohne schwere Symptome bereits nach wenigen Wochen keine Antikörper mehr gefunden, was darauf hindeuten könnte, dass ein Impfschutz möglicherweise nicht lange anhält. Ob und wie lange eine durchgemachte Sars-CoV-2-Infektion eine erneute Infektion mit Sars-CoV-2 verhindert, untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit.

Eine zweite Gefahr sind Mutationen von Sars-CoV-2. Stand Mitte September sind fünf Fälle von Menschen gut dokumentiert, die sich erneut mit dem Corona-Virus angesteckt haben. In diesen Fällen ist das Virus-Genom verglichen worden. Forscher haben festgestellt, dass es sich dabei um verschiedene Viren-Stämme gehandelt hat.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei Viren-Stämme gleichzeitig verbreiten, dürfte auf regionaler Ebene gering sein. Dazu trägt bei, dass die Infektionszahlen relativ niedrig sind. Die Wahrscheinlichkeit für die Präsenz mehrere Stämme steigt aber an, je länger Sars-CoV-2 im Umlauf ist.

Gibt es Alternativen zu einem Impfstoff?

Nein, aber es kann Zeit gewonnen werden. Geforscht wird nicht nur an einem Impfstoff gegen Sars-CoV-2. Es werden auch Medikamente und Therapien entwickelt, die die Auswirkungen von Covid-19 mildern. Wirkungsvolle Heilmittel können wertvolle Zeit verschaffen, bis Impfstoffe vorliegen – oder eventuell den Weg zur Herdenimmunität ebnen, ohne dass Millionen Menschen durch die Pandemie sterben.

Vor allem Arzneimittel, die bereits gegen andere Krankheiten zugelassen oder in der Entwicklung sind, sind von Interesse, denn diese Medikamente können schneller «umfunktioniert» werden, als dass neue Mittel entwickelt werden. Hierzu zählen unter anderem Medikamente für Lungenkranke, aber auch antivirale Medikamente, die ursprünglich gegen Grippe, Ebola oder Hepatitis C entwickelt wurden und die Vermehrung von Viren blockieren oder verhindern.

Quellen

  1. BAG: Neues Coronavirus: Impfen
  2. Infovac: Entwicklung von Impfstoffen
  3. RKI: SARS-CoV-2-Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19)
  4. Paul-Ehrlich-Institut: FAQ Coronavirus Sars-CoV-2 / Covid-19
  5. WHO: Draft landscape of COVID-19 candidate vaccines
    #Beratung#Coronavirus